Drama von Tennessee Williams
Theater St.Gallen | Grosses Haus
Am 7.Juni 2019 hatten wir Premiere im Grossen Haus des Theaters St.Gallen. Ein langanhaltender Applaus hat unsere riesige Arbeit belohnt.
© Fotos drama-berlin.de / Iko Freese
Presse
Das Ostschweizer Kulturmagazin Saiten (Daniel Fuchs) meint: […] Nahaufnahmen, Seitenaufnahmen, Innenszenen – der Blick des Zuschauers wird multiperspektivisch aufgebrochen. Und doch bleibt am Ende das Ganze kompakt und absolut stimmig, schwebend zwischen Film und Theater.
Live gespielt und leitmotivisch gesetzt, unterlegt Andi Peter das Drama mit feinen Tönen: kleine Riffs, bluesige Motive, immer in der richtigen Dosierung. Was die Musik leistet, steht sinnbildlich für die gesamte Inszenierung von Jonas Knecht: Aus wenig wird viel! Und am Ende des Dramas den «Jungen Mann» im Kittel des Psychiaters auftreten zu lassen, ist ein genialer Einfall.
Gute zwei Stunden Verzauberung sind in dieser Endstation Sehnsucht garantiert.
Rolf App meint in der Ostschweiz am Sonntag: […] Clemens Walters Videokonzept und Jonas Knechts Inszenierung verbinden sich auf eindrucksvolle Weise zu einem Ganzen. Sie finden auf Michael Köpkes Bühne ein ideales Tummelfeld. Der enge Wohnwagen und ein paar Plastikstühle draussen genügen, um das menschliche Drama in Szene zu setzen. Andi Peter unterlegt mit Bassgitarre, Klavier und Stimme einen Klangteppich, der viel beiträgt zur eindringlichen Wirkung des Abends. […]
Und im St.Galler Tagblatt steht: […] Mit «Endstation Sehnsucht» von Tennessee Williams gelingt Jonas Knecht am Theater St. Gallen ein eindringlicher Wurf. Nicht zuletzt dank Anja Tobler in der Rolle der Blanche DuBois, deren Spiel frösteln lässt. […] Während Blanche auf die Narben in ihrem Innern Schutzschicht um Schutzschicht an erfundenen Geschichten legt wie Schminke auf ihr alterndes Gesicht, demontiert er sie Stück um Stück. Die Leere in ihrem Herzen, sie ist unerträglich. Nicht nur für Blanche selber. Auch für uns. Das aber ist Anja Toblers Verdienst. Ihr von den Kameras unbarmherzig herangezoomtes Gesicht spricht Bände. Da steht eine Schauspielerin auf der Bühne, die restlos verschmilzt mit ihrer Figur. Die mit ihr unter Stanleys verbalen Hammerschlägen ihre Würde verliert und zugrunde geht an der Wahrheit. Einmal, gegen Ende hin, verkriecht Blanche sich unter einen Tisch, verfolgt von den Kameras. Es ist eine Schlüsselszene dieser eindrucksvollen Inszenierung.
Für nachtkritik war Valeria Heintges bei uns: […] Die Liveübertragung gibt den Schauspielern, allen voraus Anja Tobler als Blanche, die Gelegenheit, genauer und feiner zu spielen. Beeindruckend, wie Tobler ihre Blanche zwischen Hoffnung und Verzweiflung oszillieren lässt, wie sie sich am eigenen Verführungsspiel berauscht, das sie ausnahmslos allen Männern angedeihen lässt, die ihr begegnen. Am flirrendsten und erotischsten in der Begegnung mit dem Zeitungskurier (Tobias Graupner), der sie an ihren Ehemann erinnert, der sich erschoss, als sie seine Homosexualität entdeckte, und dessen Tod Blanche nie überwunden hat. Wie Tobler hier die Contenance der Lady wahrt und doch den Kurier immer wieder zurückruft, um ihn erneut zu becircen, das hat große Klasse. […]
Der Südkurier meldet: […] Bewegend: „Endstation Sehnsucht“ in St. Gallen: Bei Tennesee Williams‘ Klassiker denkt man vor allem an die Verfilmung mit Marlon Brando. Doch die St. Galler Inszenierung verhilft der deutlich vielgestaltigeren Figur der Blanche wieder ins Rampenlicht. […]
Trailer
Zum Stück
Das 1947 uraufgeführte und von Elia Kazan verfilmte Drama Endstation Sehnsucht ist das bekannteste Stück des amerikanischen Schriftstellers Tennessee Williams. Es schildert meisterhaft das Aufeinandertreffen zweier Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Der Konflikt zwischen Blanche DuBois, Stella und Stanley Kowalski ist der Konflikt zwischen Illusion und Wirklichkeit, zwischen weiblicher Poesie und männlicher Härte, zwischen Sehnsucht und Trieb.
In der Inszenierung von Jonas Knecht werden Elemente aus Theater und Film zusammengeführt. Kameraleute auf der Bühne produzieren Filmsequenzen, welche klassischen Theaterspielszenen gegenüber gestellt werden. Dadurch entsteht eine Interaktion zwischen filmischem Realismus und Theater, die es ermöglicht, das Kammerspielartige des Stücks immer wieder aufzubrechen und auszuweiten. Verantwortlich für das Videodesign ist Clemens Walter, dessen spektakuläre Inszenierung von George Brants „Am Boden“ im Herbst 2016 in der Lokremise zu sehen war. Die Bühne, einen realistischen Trailerpark-Trailer, entwarf Michael Köpke, die Kostüme Friederike Meisel. Es spielt das Schauspielensemble des Theaters St.Gallen.
Besetzung
Inszenierung Jonas Knecht
Bühne Michael Köpke
Kostüm Friederike Meisel
Video Clemens Walter
Licht Andreas Volk
Dramaturgie Armin Breidenbach
Live-Musik Andi Peter
Live-Video Kristian Breitenbach, Zeno Georgiou
Live-Video-Schnitt Reto Müller
Blanche DuBois Anja Tobler
Stella Kowalski Anna Blumer
Stanley Kowalski Frederik Rauscher
Mitch Oliver Losehand
Eunice Jessica Cuna
Steve Christian Hettkamp
Pablo Matthias Albold
Ein junger Mann / Ein Arzt Tobias Graupner
Eine Krankenschwester Dorothea Gilgen